Funktionelle HNO-Heilkunde
Die Gesundheit ist nicht nur ein wünschenswerter Zustand, sondern ein aktiver Prozess!
Dr. Roth, Thomas
Inhalt
- Was bedeutet funktionelle Hals-Nasen-Ohrenheilkunde?
- Abklärungen und Diagnostik
- Hörstörungen und Ohrensausen (Tinnitus)
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Geruchstörungen (Hyposmie, Anosmie, Parosmie)
- Long-Covid
- Mundhöhle, Zunge, Lippen und Mundgeruch
- Magenbrennen und Reflux
- Halsschmerzen und Mandelentzündungen
- Schnarchen und nächtliche Apnoe (OSAS)
- Chronischer Schnupfen, Allergien auf Pollen und Hausstaubmilben
- Nasennebenhöhlen: chronische und/oder rezidivierende Sinusitis
- Nasenpolypen (chronische Sinusitis mit Polypen)
- Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenkbeschwerden
- Nacken und Halswirbelsäule
- Instabile Halswirbelsäule
- Exkurs: oxidativer und nitrosativer Stress – ein zweischneidiges Schwert…
Was bedeutet funktionelle HNO?
Bei der funktionellen Medizin geht es darum, die körpereigenen Prozesse zu unterstützen, um die gesunde Funktion der einzelnen Organe aufrechtzuerhalten und die Heilungsprozesse auf natürliche Weise zu fördern.
Die funktionelle HNO beurteilt einerseits die Beschwerden und Symptome nach klassischen schulmedizinischen Abklärungen, um primär schwerwiegenden Krankheiten auszuschliessen, sucht anderseits aber nach den krankmachenden Ursachen, die zu den jeweiligen Symptomen geführt hat.
Jedes Symptom kann als Warnsignal einer Funktionsstörung des Organs verstanden werden, die nicht zwingend durch das Organ selbst verursacht ist, sondern vielmehr in eine Störung im Stoffwechsel zu suchen ist. Diese Störungen sind hauptsächlich durch chronischen Stress jeglicher Art (siehe Stressmedizin), unausgewogenen Lebensstil, ungesunde Ernährung und Mikronährstoffmangel bedingt.
Die Behandlung des einzelnen Symptoms führt meist nur zu einer vorübergehenden Besserung; das Grundproblem bleibt jedoch bestehen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich ein neues Symptom im Körper bemerkbar macht. Deshalb ist es ratsam, dem Symptom auf den Grund zu gehen.
Symptome respektive Organstörungen können also als eine Art Störung im System oder eines Teils des Systems verstanden werden, vergleichbar mit einem Virus im Computer, der gewisse Funktionen beeinträchtigt oder blockiert. Besonders bei chronischen Beschwerden lohnt es sich, dem «Systemfehler» nachzugehen und kausal zu behandeln.
Die Zelle selbst kann durch Mangel an Vitalstoffen oder durch Umweltgifte «gestresst» sein. Aus molekularbiologischer Sicht spricht man von oxidativem und nitrosativem Stress; dieser entsteht durch Überproduktion von radikalen Sauerstoff- oder Stickstoffspezies (ROS oder RNS); dafür gibt es zahlreiche Ursachen (siehe Exkurs unten). Dieser Stress hat primär eine Schutzfunktion; doch wenn er länger Zeit andauert und durch den Organismus nicht kompensieren kann, führt er zur Zellschädigung: verschiedene Stoffwechselfunktionen werden hemmt, was zu einem Energieverlust und Sauerstoffmangel und schliesslich zu zahlreichen Symptomen führt.
Die Aufgabe des Körpers ist es, seine Organfunktionen aufrechtzuerhalten und uns am Leben zu erhalten. Wenn er verletzt wird, ist es seine Aufgabe zu heilen; wenn er chronisch gestresst oder immer wieder verletzt wird, stellt sich eine chronische Entzündung ein, die jedes Organ betreffen kann und somit viele chronische Krankheiten erklären kann.
Im Folgenden wird aufgezeigt, dass gewisse, relativ häufig auftretenden HNO-Krankheiten durch ähnliche molekularbiologische Mechanismen verursacht werden. Dabei geht es vorwiegend um chronische Erkrankungen, deren standardmässige Behandlungen nicht immer zum gewünschten Erfolg führt. Um einen langfriste Gesundheit zu erlangen, ist es also ratsam, diese Aspekte zu berücksichtigen und in das Therapiekonzept einzubeziehen.
Auch wird versucht eine Brücke zwischen den klassischen schulmedizinischen Therapiekonzepten der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und den komplementären Therapieoptionen zu bauen: hierbei spielen eine gesunde Darmflora (Verdauung), die verschiedenen Stoffwechselprozesse (Energiegewinnung und Regeneration) sowie auch die Stressmedizin, die Ernährung und zahlreiche Umweltfaktoren eine wichtige Rolle.
Dieser multimodaler Therapieansatz, im Sinne eines ganzheitlichen und gesundheitsorientierten Konzepts, stärkt das Immunsystem, kann zahlreiche Beschwerden lindern und ist Basis für eine erfolgreiche Prävention und ein gesundes Älterwerden (Longevity).
Abklärung und Diagnostik
Das Gespräch (Anamnese) und detaillierter Gesundheitsfragebogen liefern meist schon die wichtigsten Hinweise über die mögliche Ursache der Beschwerden.
Es folgt die fachärztliche Untersuchung, gegebenenfalls mit speziellen Abklärungen. Ziel ist es organische oder schwerwiegende Erkrankungen auszuschliessen oder rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Auf die klassischen Behandlungen wird hier nicht detailliert eingegangen; diese sind Teil der Sprechstunde.
Je nach Situation empfehlen sich dann eine allgemeine Blutanalyse, aber auch spezifische Analysen aus der Zelle (intrazellulär), Urin und Speichel, um die Funktion des Stoffwechsels zu beurteilen und mögliche Schwachstellen zu eruieren.
Hörstörungen und Ohrensausen (Tinnitus)
Hörstörungen und Ohrensausen (Tinnitus) sollten primär durch den HNO-Spezialisten beurteilt werden, nicht zuletzt um schwerwiegende Erkrankungen auszuschliessen.
Hörstörungen nehmen mit dem Alter zu und gehen häufig mit einem Tinnitus einher. Abgesehen von den zahlreichen Ursachen, wie genetische Faktoren, Umweltfaktoren (insbesondere Lärmexposition), sind auch chronische Krankheiten und Stoffwechselstörungen mit einer progredienten Hörminderung verknüpft; chronische entzündliche Prozesse im Körper und einige Medikamente haben einen schädigenden Einfluss auf das Gehör.
Unsere Sinnesorgane brauchen viel Energie, die durch die Mitochondrien (= «Zellbatterie») geliefert wird. Viele Faktoren schädigen die Funktion der Mitochondrien: dazu gehören vor allem Umweltgifte, Antibiotika, Konservierungsmittel, falsche Ernährung und mangelnde körperliche Bewegung.
Bei Systemerkrankungen findet sich oft eine bestimmte Form des Hörtests, was eine Störung der Mitochondrien vermuten lässt (sekundäre Mitochondriopathie).
Tinnitus ist ein akustisches Phänomen, das sich durch verschiedene Rausch- oder Klangqualitäten und Intensitäten zeigen kann. Die Ursachen für einen Tinnitus sind zahlreich. Eine sehr häufige Ursache ist eine akute oder chronische Belastungssituation (siehe Stressmedizin). Chronische Halswirbelsäulenprobleme (Muskelverspannungen, Hernien, etc.) sind fast immer mit Tinnitus und anderen Ohrbeschwerden verbunden. Ausserdem wurde in einer Studie gezeigt, dass 50% der Patienten mit Tinnitus an einem Vitamin-B12-Mangel leiden; Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel öffnen die Diskussion über (Mangel-)Ernährung und/oder Störungen des Verdauungstrakts. Nicht zuletzt, erscheint ein Zusammenhang mit nitrosativem Stress (siehe Exkurs unten) aus klinischer Sicht und Erfahrung als durchaus wahrscheinlich.
Die Beurteilung sollte entsprechend all dies möglichen Ursachen einbeziehen und in einem therapeutischen Konzept berücksichtigen.
Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
Im Gleichgewichtsorgan sind die Sensoren des Gleichgewichts und der Bewegung enthalten. Störungen dieser Sensoren führt zu Schwindelbeschwerden. Das Gleichgewicht an und für sich hängt jedoch von zusätzlichen Faktoren ab: Augen, Sensibilität an den Füssen, Muskelmasse, Kleinhirn, etc.
Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sollten durch den HNO-Facharzt abgeklärt werden. Neben den Schwindelerkrankungen wie Lagerungsschwindel, Menière-Erkrankung und dem akuten Gleichgewichtsausfall (Neuritis vestibularis, Labyrinthitis) gibt es noch weitere Ursachen wie neurologische Erkrankungen, Nebenwirkungen von zahlreichen Medikamenten, Alkohol, Systemerkrankungen, etc. Es sind auch psycho-mentale Faktoren zu beachten, wie chronische Müdigkeit, Erschöpfung oder Burnout. Die Halswirbelsäule spielt eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht; folglich sind Halswirbelsäulenprobleme, wie Hernien, degenerative Veränderung oder Instabilitäten, sehr häufig mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen verbunden.
In Analogie zum Gehör ist auch das Gleichgewichtsorgan den Alterungsprozessen unterworfen. Diese werden durch oxidativen und nitrosativen Stress beschleunigt. Ein Übermass an oxidativem oder nitrosativem Stress schädigt die Mitochondrien und stört die Organfunktion, was zu wiederkehrenden Schwindelbeschwerden führen kann.
Das Therapiekonzept beinhaltet die Reduktion von Schadstoffen (Rauchen), Stresscoaching mit genügend Regenerationsphasen, Schlafqualität, Ernährungsanpassung sowie die Supplementierung mit Mikronährstoffen und Antioxidantien. Letztere führen zu einer Reduktion des oxidativen Stresses.
Geruchstörungen (Hyposmie, Anosmie, Parosmie)
Geruchstörungen treten häufig bei akuten oder chronischen Nasennebenhöhlenbeschwerden auf und sollten vom HNO-Facharzt abgeklärt werden, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschliessen.
Ein Leitsymptom von Covid waren verschiedene Formen von Geruchstörungen. Viele litten an Geruchsminderung (Hyposmie) oder sogar an Verlust des Geruchsinnes (Anosmie); einige nahmen die Gerüche anders wahr (Parosmie) oder empfanden gewisse Gerüche sogar als ekligen Gestank (Kakosmie).
Jedoch können auch Vitamin- oder Mineralienmangel zu Geruchstörungen führen, insbesondere die B-Vitamine und Zink.
Es empfiehlt sich eine entsprechende Analyse und eine Supplementierung der Vitalstoffe. Es braucht Zeit und Geduld; je länger die Geruchstörungen andauern, desto schwieriger wird die Heilung.
Long-Covid
Seit Covid kämpfen einige Patienten mit chronischen Beschwerden. Viele klagen über Energiemangel, Abgeschlagenheit, bis hin zu einem chronischen Erschöpfungszustand. Auch wenn die Beschwerden den Alltag der Patienten stark beeinträchtigen können, sind die ärztlichen Untersuchungen und auch die Laboranalysen meist im Normbereich. Deshalb ist es auch schwierig, eine kausale Therapie zu finden. Aus Sicht der Stoffwechselmedizin lassen sich manche Erkrankungen durch eine Funktionsstörung der Mitochondrien erklären, da diese Schwierigkeiten haben, Energie zu produzieren. Mitochondrien sind besonders anfällig für Toxine, Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente, Schwermetalle, Mikronährstoffmangel usw. (siehe Exkurs unten). Zur Beurteilung empfiehlt sich eine gezielte Analyse des Energiestoffwechsels (Mitochondriale Medizin) und der Neurobiologie (Stressmedizin). Als Behandlung empfehlen wir deshalb je nach Befund und Symptomkomplex eine gezielte Mikronährstofftherapie; auch sind gewisse Verhaltensanpassungen zwingend, um die Regeneration des Körpers (insbesondere im Schlaf) zu fördern. Die Behandlungsdauer kann lange dauern. Das Ziel aller Massnahmen ist, den Stoffwechsel zu optimieren und die Energieproduktion des Körpers zu steigern, aber auch das neurobiologische Gleichgewicht auszugleichen, um mehr Energie und Lebensfreude zu haben.
Mundhöhle, Zunge, Lippen und Mundgeruch
Die Mundhöhle reagiert sehr sensibel auf Veränderungen im Stoffwechsel. Zahlreiche systemische Erkrankungen können sich an Lippe, Zunge und Mundschleimhäuten bemerkbar machen. Gewisse Mängel an Vitaminen und Mineralien zeigen sich in diesem Bereich. Mundwindelrötungen sind verdächtig für einen Zinkmangel.
Die Zunge ist ein Abdruck des Stoffwechsels. Das Brennen auf der Zunge oder in der Mundhöhle (burning mouth syndrome) zeigt sich nicht selten während oder nach einer emotionell belastenden Situation und tritt gehäuft bei depressiver Verstimmung auf; ausserdem können einige Medikamente die Symptome verstärken.
Auch Aften treten häufig unter Stress auf und können als Übersäuerung des Stoffwechsels verstanden werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist es empfehlenswert, wieder ein gesundes Säure-Base-Gleichgewicht herzustellen; die Ernährung sollte angepasst und Entgiftungskuren in Betracht gezogen werden.
Bei Mundgeruch (Halitosis) werden häufig die Tonsillen als Ursache angenommen; sogenannte Mandelsteine (Tonsilloliten) haben zwar einen üblen Geruch, tragen jedoch nur unwesentlich zum Mundgeruch bei. Mundgeruch ist also wesentlich durch den Stoffwechsel bedingt und abhängig von zahlreichen Faktoren wie Stress, chronische einseitige Ernährung, Trinkmenge, etc. Hauptsächlich hängt unser Atem von den Gasen ab, die wir ausatmen; diese sind einerseits durch die Ernährung, andererseits aber auch durch den Stoffwechsel bedingt. Bei bestimmten Stoffwechselstörungen treten gewisse Gase (Aceton, Aldehyde, Stickstoffoxide) auf und geben Hinweise für die Grunderkrankung. Mundgeruch kann bei Fasten und gewissen Entgiftungskuren auftreten, aber auch ein Zeichen von Übersäuerung des Organismus sein.
Diagnostisch kann eine Atemgasanalyse durchgeführt werden, die auf Stoffwechselstörungen hinweisen kann.
Daraufhin empfehlen sich dann gezielte Kuren mit dem Ziel, den Stoffwechsel wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen.
Magenbrennen und Reflux
Magenbrennen und Refluxbeschwerden sind beinahe zu einer Volkskrankheit geworden. Der Ursprung liegt häufig in einer gestörten Darmflora (Dysbiose). Die Ursachen sind zahlreich und die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle.
Bei chronischen Beschwerden ist eine fachärztliche Abklärung empfehlenswert, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschliessen; auch sollten Fachleute für Ernährung beigezogen werden, um primäre oder sekundäre Nahrungsmittelunverträglichkeiten auszuschliessen.
Der Verdauungstrakt ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, wobei jeder einen bestimmten ph-Wert hat: Mund (leicht basisch), Magen (sauer), Dünndarm (basisch) und Dickdarm (leicht sauer). Wird der pH-Wert gestört, führt dies zu Verdauungsstörung mit Risiko für Mangelernährung und den bekannten Langzeitfolgen.
Der Verdauung beginnt bereits im Mund. Zu schnelles Essen und zu wenig Speichel wirken sich negativ auf die Verdauung aus. Zu wenig Magensäure führt zu einer Verlangsamung der Peristaltik, wodurch die Nahrung zu lange am selben Ort verbleibt; folglich beginnen die Nahrungsbestandteile im Darm zu gären, was zu Blähungen führt und die Darmflora stört (siehe Mikrobiom).
Das Magenbrennen wird durch das Aufsteigen der Gallensäure verursacht. Eine wichtige Rolle spielt auch der Stress, der eine sogenannte Stressgastritis bis hin Ulkus (Magengeschwür) auslösen kann. Säureblockierende Medikamente mindern zwar das Magenbrennen, fördern jedoch den soeben beschriebenen Teufelskreis; zudem erhöhen sie den Bedarf an Vitamine und Mineralien. Werden die Säureblocker zu lange eingenommen, können sie zu Mangel an Vitalstoffen, wie Zink, Magnesium, Eisen, Vitamin B12, mit potenziell schwerwiegenden Langzeitfolgen. Deshalb sollten die Säureblocker nicht zu lange eingenommen werden, sondern eine kausale Therapie erfolgen.
Die Ursache für Reflux liegt in einer gesteigerten Stickstoffmonoxid-Synthese (siehe Exkurs unten). Reflux kann in gewissen Fällen zu Reizungen im Hals führen.
Als kausale Therapie sind eine gezielte Mikronährstofftherapie, Darmkuren sowie die Ernährungsumstellung sehr wirkungsvoll.
Darmhirnachse und Vagusnerv:
Zum Thema Magendarmbeschwerden sollte die Darmhirnachse berücksichtigt werden. Dazu findet sich zahlreiche Literatur. Das zentrale Bindeelement zwischen Hirn und Bauch ist der Vagusnerv. Er gibt Signale in beide Richtungen, d.h. chronische Magendarmbeschwerden gehen eng mit Stimmungsschwankungen (bis hin zu Depression) einher; andersherum sind akuter und chronischer Stress nicht selten mit Darmbeschwerden verbunden (siehe Reizdarm-Syndrom).
Der Vagusnerv ist unter anderem für regenerative Prozesse im Körper verantwortlich; wird er ungenügend aktiviert, ist keine effektive Erholung möglich. Für die Aktivierung gibt es zahlreiche Atem- oder Meditationstechniken. Eine regelmässige sportliche oder körperliche Aktivität ist ebenfalls wichtig; sie sollte aber nicht zu intensiv und nicht am Abend durchgeführt werden.
Halsschmerzen und Mandelentzündungen (Tonsillitis)
Wiederkehrende Hals- und Mandelentzündungen sind durch den HNO-Facharzt zu beurteilen. Nicht immer sind jedoch Halsschmerzen durch eine Entzündung der Mandeln (Tonsillitis) bedingt.
Der Hals- und der Rachenraum ist eine sehr empfindliche Region. Die Schleimhäute sind ein Teil unseres Immunsystems und unserer Immunabwehr. Entsprechend reagieren sie auf Faktoren, die sich negativ auf das Immunsystem auswirken.
Dazu gehören die Störungen der Verdauung, Allergien, Rauchen, Stress, Umweltgifte, Dämpfe und Gase verschiedener Art, chronische Nasennebenhöhlenprobleme und Nasenatmungsbehinderung, Nebenwirkungen gewisser Medikamente, etc., und nicht zuletzt auch Vitamin- und Mineralienmangel. Zudem beeinflussen mangelnde körperliche Bewegung und eine zu zucker- und/oder kohlenhydrathaltige Ernährung (insbesondere bei Kindern) unsere Immunsystem negativ, mit allen möglichen Konsequenzen.
In seltenen Fällen können Halsentzündungen im Rahmen einer Refluxbeschwerden beeinflusst (siehe oben). Ausserdem sind an Halswirkbelsäulenprobleme und Nackenverspannungen zu denken, die in den Rachen und Kehlkopf ausstrahlen; Muskelverspannungen können das Gefühl eines Klosses im Hals (Globusgefühl) und Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden verursachen.
Bevor eine Mandelentfernung (Tonsillektomie) in Erwägung gezogen wird, sollten diese Ursachen in der Beurteilung berücksichtigt werden.
Schnarchen und nächtliche Apnoe (OSAS)
Schnarchen hat verschiedene Ursachen. Die Nasenatmung respektive eine Nasenatmungsbehinderung spielen ein wichtiger Faktor. Doch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt der Muskeltonus (Zunge, Mundboden, Rachenraum); dieser wiederum wird durch Ernährung (insbesondere Alkohol am Abend), (chronischer) Stress, metabolische Faktoren und das zentrale Nervensystem beeinflusst. Nicht zuletzt haben das Alter und das Körpergewicht einen wichtigen Einfluss.
Wenn die Muskulatur erschlafft respektive der Rachenraum «kollabiert», führt dies zu Atemaussetzer. Wenige Atemaussetzer pro Stunde sind normal. Nehmen diese Aussetzer an Dauer und Häufigkeit zu, kommt es zu einer Verminderung des Sauerstoffs im Blut und somit zu einer Hypoxie des Gehirns und anderen Organen. Man spricht von einem Apnoe-Syndrom. Folge ist ein metabolischer Stress, der zu mangelnder Erholung in der Nacht und somit zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsveränderungen, etc.
Die Beurteilung der Situation sollte interdisziplinär erfolgen. Der HNO-Arzt beurteilt die Nasenatmung und die Rachen- und Halsanatomie.
Aus fachärztlicher Sicht stehen folgende Therapieoptionen zur Diskussion: Nasenscheidewandkorrektur, Mandelentfernung (eventuell mit einer Rachenplastik (Uvulopalatinopharyngealplastik)), Zahnschiene oder die nächtliche Atemmaske (cPAP). Ausserdem ist ein Normalgewicht anzustreben. Metabolische Aspekte sollten eingeschlossen werden (siehe unten).
Da es sich um mehrere Faktoren handelt, besteht eine effektive Therapie in einer Kombination der verschiedenen Therapiemöglichkeiten.
Aus Sicht der mitochondrialen Medizin (Stoffwechselmedizin) wird vermutet, dass das Apnoe-Syndrome durch einen massiven zentralen Energiemangel bedingt ist. Dieser Energiemangel im Hirn führt zu einem narkoseähnlichen Schlaf. Dadurch erschlafft die Muskulatur und der Nasenrachenraum kollabiert. Dies ist in geringerem Masse also auch beim Schnarchen der Fall.
Deshalb stehen im Zentrum des Therapiekonzepts die Energieproduktion in den Muskeln und im Gehirn (siehe Energie und Vitalität), was durch eine Stoffwechseloptimierung erreicht werden kann.
Neben der Mikronährstofftherapie ist zwingend die Ernährung schrittweise anzupassen; das Gewicht sollte in einem Normbereich gehalten werden. Ausserdem ist eine Beurteilung aus stressmedizinischer Sicht empfehlenswert, um je nach Zustand die Neurobiologie wieder in einem Gleichgewicht zu bringen.
Chronischer Schnupfen (Rhinitis), Allergien auf Pollen und Hausstaubmilben
Die Nase ist ein Organ mit verschiedenen Funktionen: Atmung, Luftbefeuchtung, Geruchssinn und Immunabwehr. Sie kann als Filter unserer Atmung angesehen werden. Die Nasenschleimhäute sind ein Teil unseres Immunsystems und reagieren auf verschiedene Faktoren, die das Immunsystem beeinflussen (siehe oben).
Eine Nasenatmungsbehinderung kann sowohl durch Anschwellen der Schleimhäute (wie bei Erkältungen) sowie anatomisch durch enge Nasengänge oder Verkrümmung der Nasentrennwand verursacht werden. Dies sollte durch den HNO-Facharzt beurteilt werden.
Das Gefühl von chronischem Schnupfen ist häufig durch eine Reizung der Schleimhäute bedingt. Dies führt zu einer vermehrten Produktion von Schleim, der nach hinten in den Rachen läuft und dort eine Entzündung fördern kann; auch klagen viele über das Gefühl der «verstopften Nase».
Als Ursache finden sich häufig sogenannte Allergien auf Pollen oder Hausstaub. Jedoch führt auch eine vermehrte Schadstoffbelastung, Rauchen oder eine Exposition von giftigen Gasen, Dämpfen, Lackierungen etc. zu einer chronischen Rhinitis mit Symptomen, die einer Allergie gleichen.
Auch beeinflussen Sport oder chronischer Stress die Schleimhäute der Nase (Adrenalin). Nicht zuletzt beeinflussen die Ernährung und die Darmgesundheit die Schleimhäute, insbesondere wirkt sich eine zu zucker- und/oder kohlenhydrathaltige Ernährung negativ aus; manchmal wird auch ein Zusammenhang mit Milchprodukten wahrgenommen. In seltensten Fällen kann eine Refluxerkrankung einen chronischen Schnupfen negativ beeinflussen.
Kurzum, abgesehen von anatomischen Ursachen wirken also zahlreiche Faktoren auf unsere Nasenschleimhäute ein.
Chronischer Schupfen kann verschiedene Krankheiten begünstigen; dazu gehören Otitis media (meist als Kind), Tonsillitis, Sinusitis (siehe unten) und Lungenprobleme. Deshalb ist es ratsam, einerseits die Nasenschleimhäute zu pflegen und die Schadstoffbelastung zu reduzieren, und andererseits alle genannten Faktoren zu optimieren, um das Immunsystem bestmöglich zu stärken. Nicht selten sprechen allergische Symptome sehr gut auf eine Therapie mit Mikronährstoffen und Antioxidantien an.
Rauchen:
Durch Rauchen werden die Schleimhäute gereizt, was zu einer Entzündung mit Produktion von zähem Schleim führt. Rauchen fördert den oxidativen und nitrosativen Stress der Schleimhäute; dies führt tendenziell zu einer Eosinophilie und kann im Verlauf zur Entstehung einer chronischen Sinusitis bis hin zu Nasenpolypen beitragen.
Allgemein werden beim Rauchen zusätzliche Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralien) verbraucht, was auf die Dauer zahlreiche chronische Krankheiten begünstigen kann; bestens bekannt ist die Korrelation von Rauchen mit bösartigen Tumoren. Letzteres gilt vor allem für Rachen und Kehlkopf, Blase, Darm und Lunge, jedoch kaum für die Nasenschleimhäute.
Nasennebenhöhlen: chronische und/oder rezidivierende Sinusitis
Wenn die Nase oder das Nasennebenhöhlensystem schlecht belüftet werden (bspw. durch Trennwandverkrümmung oder anatomische Engstellen), können vermehrt wiederkehrende Entzündungen auftreten. Auch chronische Kopfschmerzen können dadurch bedingt sein und sollten deshalb auch vom HNO-Spezialisten abgeklärt werden. Je nach Befund kann eine Operation der Nasentrennwand und/oder Nasennebenhöhlen durch einen erfahrenen Chirurgen in Betracht gezogen werden.
Es gibt jedoch zahlreiche weitere Ursachen, die zu chronischen oder wiederholten Nasennebenhöhlenentzündung führen können. Prinzipiell leben wir mit Bakterien, Pilzen und Viren in einer Art Symbiose (= Zusammenleben). Ohne weiter ins Detail zu gehen, kann eine Infektion deshalb auch als Zeichen einer Immunschwäche angesehen werden.
Weitere Ursachen für chronische Nasennebenhöhlenentzündungen sind Umweltfaktoren wie Pollen, die meist saisonal auftreten, Hausstaub, Feinstaub (vor allem in Städten und Industriegebieten). Rauchen (aber auch Cocain) führt zu einer Schleimhautreizung.
Bekanntlich haben chronische Belastungssituationen (Stress) eine negative Auswirkung auf das Immunsystem und können somit eine Nasennebenhöhlenproblematik auslösen oder verstärken.
Auch wenn eine Operation in Betracht gezogen wird oder bereits durchgeführt worden ist, sollte unbedingt darauf geachtet werden, Schadstoffe und Umweltgift weitgehendst zu reduzieren und das Immunsystem so gut wie möglich zu stärken.
Hierzu siehe folgende Themenansätze: Ernährung, Mikronährstoffe, Bewegung, Gewichtskontrolle, Stressmanagment, Schlafhygiene, etc.
Nasenpolypen (chronische Sinusitis mit Polypen)
Nasenpolypen entwickeln sich meist in Folge einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (siehe oben). Die genauen Auslöser der Entstehung von Nasenpolypen ist nicht geklärt. Verschiedene molekularbiologische Faktoren werden in der Literatur diskutiert. Als Therapieoption kommen die medikamentöse, die chirurgische und/oder auch die Immuntherapie in Frage; letztere scheint – wenn auch nicht immer – sehr erfolgreich zu sein.
Bei sehr vielen Patienten mit Polypen finden sich eine erhöhte Eosinophile sowie auch ein erhöhter Gehalt an Stickstoff (NO) in der Atemluft (FeNO). Letzteres kann aus molekularbiologischer Sicht als Zeichen eines nitrosativen Stresses des Körpers gedeutet werden (siehe Exkurs unten).
Aus unserer Sicht ist bei Nasenpolypen deshalb nur ein ganzheitliches Therapiekonzept erfolgsversprechend. Neben der operativen Entfernung der Polypen (Nasennebenhöhlenoperation) und der medikamentösen Therapie mit Kortison (Tabletten oder Spray) sind unbedingt auch folgende Therapieansätze einzubeziehen: konsequente Nasenpflege und bestmögliche Reduktion von Schadstoffen, ketogene und/oder abwechselnd eine LOGI-Ernährung, Stressmanagment, Schlafhygiene und Bewegung; eine spezifische Kombination mit Mikronährstoffen und Antioxidantien zeigte überraschend positive Effekte mit deutlich weniger Rezidiven.
Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenkbeschwerden
Kiefergelenksbeschwerden gehen häufig mit Ohrenschmerzen einher, die nicht selten als Mittelohrentzündung fehldiagnostiziert werden. Als Ursache finden sich meist muskuläre Verspannungen der Kaumuskulatur, das durch Zähneknirschen bedingt sein kann, andererseits aber auch im Zusammenhang mit Nackenverspannungen und Wirbelsäulenbeschwerden auftritt. Dem Zähneknirschen liegt häufig eine akute oder chronische Stressbelastung, nach dem Motto «man muss sich (durch die Situation) durchbeissen». Es besteht jedoch auch ein enger Zusammenhang mit Beschwerden der Halswirbelsäule (siehe unten).
Symptomatisch helfen vorübergehend weiche Kost, Entzündungshemmer oder auch die Infiltration von Botox. Letzteres führt zu einer Reduktion der Muskelspannung und somit auch zu einer Schmerzminderung; der Effekt hält durchschnittlich 4-6 Monate an. Die Kosten werden nicht immer von der Krankenkasse vergütet.
Zusätzlich kann eine Mikronährstofftherapie den Stoffwechsel des Muskels verbessern und somit zu einer muskulären und mentalen Entspannung führen.
Je nach Belastungssituation empfiehlt sich eine Stressanalyse (siehe Stressmedizin) mit einem Stresscoaching, Empfehlung zum Stressmanagement und eventuell auch eine Verhaltenstherapie.
Nacken und Halswirbelsäule
Nackenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung. Ursachen dafür sind vielfältig:
- Fehlhaltung, unphysiologische Sitzposition
- Mentaler und emotioneller Stress
- Zahlreiche Systemerkrankungen und Stoffwechselstörungen
- Degenerative Halswirkbelveränderungen und Bandscheibenvorfälle (Diskushernien)
- Unausgewogene Ernährung (zu kohlenhydratreich) sowie Mikronnährstoffmangel können zu Übersäuerung der Muskeln und somit zu Nackenverspannungen beitragen.
- Unfälle jeglicher Art können zu Überdehnung und Verletzungen der Halswirbelsäule mit chronischen Verspannungen und Schmerzen führen.
Nackenverspannungen und Halswirbelsäulenprobleme zeigen sich häufig im HNO-Bereich durch verschiedene Symptome: Ohrsausen (Tinnitus), intermittierende Ohrenschmerzen oder Druck im Ohr, Hörminderung, Schwindel oder Gleichwichtsstörungen; Globusgefühl, Halsschmerzen.
Sind organische oder behandelbare Ursachen durch den HNO-Arzt und andere Fachärzte ausgeschlossen, ist eine Behandlung der Halswirbelsäule angezeigt: Lösung der Verspannung mittels Physiotherapie oder Chiropraktik; auch sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: gesunde Körperhaltung, Schlafqualität für genügend Regeneration (bspw. regenerieren und hydrieren sich die Bandscheiben in der Nacht!), Ernährungsanpassung, Supplementierung mit Mikronährstoffen, Stressmanagement und Work-live Balance.
Instabile Halswirbelsäule
Wiederholte Unfälle, Schädelhirntraumata mit oder ohne Hirnerschütterung, insbesondere Auffahrunfälle, teils aber auch «banales» Hinfallen, können Überdehnungen oder Mikroverletzungen in den Wirbelgelenken bewirken, die häufig nicht erkannt werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch seitliche Krafteinwirkungen. Im schweren Fällen kann es zu einer Instabilität der Halswirbelsäule (Atlanto-axiale-Subluxation) führen. Je nach Verletzungsgrad können die Betroffenen in einen Wirbel von Folgeerkrankungen gelangen.
Die Instabilität der Halswirbelsäule ist mit zahlreichen Beschwerden verbunden. Die Lebensqualität der Betroffenen wird mit der Zeit erheblich einschränken; nicht selten führen sie zum Arbeitsplatzverlust bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.
Da Halsverspannungen zu einer Volkskrankheit gehören, wird ihnen nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt; oder sie finden kaum Beachtung, wenn noch schwerwiegendere Begleitverletzungen oder andere gravierendere Erkrankungen vorhanden sind. Nicht zuletzt werden durch verschieden Fachspezialisten oft nur die Symptome behandelt. Meist bleibt die Ursache der Beschwerden unklar, weshalb auch die Therapie symptomorientiert, aber nicht kausal erfolgt. Es braucht einen holistischen Therapieansatz.
Auch wenn die Beschwerden unterschiedlicher Art und Ausprägung sind, gibt es pathophysiologische Mechanismen, die all diese Symptome aus molekularbiologischer Sicht erklären können; ohne zu stark ins Detail zu gehen, liegt die zentrale Ursache in einer Reizung verschiedener Hirnnerven sowie einer Störung des autonomen Nervensystems (Sympathikus-Aktivität); kurz zusammengefasst: zu viel Adrenalin im Körper.
Dies führt zu zahlreichen Fehlregulationen in den Organen, nicht zuletzt aufgrund einer verminderten Regenerationsfähigkeit durch einen gestörten Nachtschlaf. Eine gestörte Regulation des autonomen Nervensystems (zu viel Adrenalin) ist Gift für den Körper.
Im HNO-Bereich finden sich zu Beginn häufig eine ähnliches Beschwerdebild wie bei Nackenverspannungen: Ohrsausen (Tinnitus), intermittierende Ohrenschmerzen oder Druck im Ohr, Hörminderung, Schwindel oder Gleichwichtsstörungen; Globusgefühl, Halsschmerzen. Nicht selten wird auch über Schluckstörungen berichtet. Aufgrund der neurovegetativen Regulationsstörung können im Verlauf auch ein chronischer Schnupfen (Rhinitis) oder sogar eine chronische Sinusitis bis hin zu Nasenpolypen auftreten; oft wird über Niesattacken nach Kontakt mit Staub oder Schadstoffen berichtet. Weiter klagen die Betroffenen an einer Vielzahl von Beschwerden. Die Liste der Beschwerden ist lang und kann jedes Organ betreffen. Im Folgenden findet sich nur eine Auswahl:
Visusstörungen (Fliegende Mücken), Lichtempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit, Gesichtsfeldeinschränkungen, Kopfschmerzen, Migräne, Konzentrationsstörungen und eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis, vermehrte Müdigkeit, Taubheitsgefühl an den Extremitäten oder Gesicht, Veränderungen an Haut, brüchige Fingernägel mit Längs- oder Querrillen, unklare Blutdruckschwankungen, Herzrasen und Schweissausbrüche (v.a. in der Nacht), Reizdarm oder Blähbauch.
Sobald Ängste oder andere psychomentale Symptome hinzukommen, öffnet sich die Tür für eine psychiatrische Diagnose.
Die Symptome zu objektivieren und die Befunde zu richtig zu interpretieren, ist äusserst anspruchsvoll; wenn ein Befund vorliegt, wird er nicht selten einer anderen Erkrankung oder einem möglichen Syndrom zugeordnet. Schnell wird an eine psychische oder psychosomatische Störung gedacht. Je schleichender und länger die Beschwerden fortschreiten, desto weniger werden diese in Verbindung mit den Unfällen (oft auch mehrere kleinere Bagatelltraumen) gebracht; nur wendige denken dann an die Möglichkeit einer instabilen Halswirbelsäule.
Da die Beschwerden keine oder nur leichte organische Befunde zeigen, werden die Betroffenen zu psychiatrischen Patienten abgestempelt. Auch wenn pathologische Befunde im Halswirbelbereich erkennbar sind, werden sie oft als nicht relevant eingestuft. Dass aufgrund der chronischen Beschwerden (Schmerzen, Schwindel, etc.) psychische Veränderungen (Depression, Frustration, etc.) auftreten, ist durchaus verständlich.
Zudem versuchen die Betroffenen ihre Beschwerden bildhaft zu beschreiben, ohne Gehör beim Arzt zu finden; wieso denn auch? Die ärztlichen Abklärungen inklusive Bildgebung haben ja Normalbefunde ergeben. Hier stellt sich die wichtige Frage, wie wurden die Befunde interpretiert und was sollte in diesen Fällen (zusätzlich) gemessen werden?
Zur Behandlung der instabilen Halswirbelsäule muss ein multimodales Therapiekonzept etabliert werden. Es beinhaltet die folgenden Aspekte:
- Behandlung und Stabilisierung der Halswirbelsäule
- Verhalten am Tag
- Ernährung
- Mikronährstofftherapie
- Schlafqualität
- Coaching, Verhaltens- und/oder Psychotherapie
Exkurs: Oxidativer und nitrosativer Stress – ein zweischneidiges Schwert…
Die Bildung von Radikalen gehört zum Prozess des Metabolismus: Energieproduktion, Immunabwehr, Entgiftung und Regeneration. Unser Organismus braucht sie und ein gesunder Körper kann gut damit umgehen. Wird jedoch das Gleichgewicht gestört, kommt es früher oder später zu Symptomen.
Sauerstoffradikale (bspw. das Hydroxylradikal = OH-Radikal) haben eine wichtige Funktion in der Zellatmung (= Energiegewinnung der Zelle). Zudem sind diese oxidativen Radikale wichtig für vegetative, immunologische und biochemische Reaktionen im Körper.
Auch Stickstoffradikale (bspw. Stickstoffmonoxid = NO) haben wichtige Funktionen für den Stoffwechsel und unser Immunsystem. Stickstoffmonoxid hat gefässerweiternde und antibakterielle Wirkung; beispielsweise bildet die Nase als Bakterienbarriere viel Stickstoffmonoxid.
Kommt es zu einem dauernden Übermass an Radikalen (siehe unten), entfaltet sich eine toxische Wirkung. Die Radikale führen dann zu Funktionsstörungen in der Zelle und können die Zelle auf die Dauer schädigen; dies kann jedes Organ des Körpers betreffen.
Insbesondere blockiert Stickstoffmonoxid die Zellatmung und somit die Energieproduktion. Auch die Entgiftungsprozesse werden gehemmt; v.a. sind die Enzyme betroffen, die Metalle (Zink, Kupfer, Mangan, etc) als Cofaktoren benötigen. Je nachdem wo die Störung begonnen hat, treten unterschiedliche Symptome oder Laborveränderungen auf. Chronische Lungenerkrankungen, Asthma, Nasenpolypen, aber auch Sodbrennen sind (fast) immer mit einem erhöhten Wert an Stickstoffmonoxid verbunden.
Neben einer Mikronährstofftherapie kann Sauerstoff diese Hemmung (Stickstoffmonoxid -> Metalle) teilweise unterbinden; deshalb kann bei gewissen Erkrankungen auch eine oxidative Therapie (Sauerstofftherapie) angezeigt sein.
Zudem ist die Bildung von Sauerstoffradikalen pH-abhängig: je saurer das Milieu, desto mehr Radikale werden gebildet. Deshalb ist ein gesundes Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes enorm wichtig. Im sauren Milieu entstehen weitere reaktive Sauerstoffspezies (ROS), die zusammen mit Stickstoffradikalen (NO) Peroxynitrit (ONOO) bilden. Und dann wird es für den Stoffwechsel respektive für unsere Gesundheit besonders gefährlich! Denn es kann ein Sturm von Entzündungsfaktoren (Zytokine) ausgelöst werden, der zu diffusen Entzündungen in verschiedenen Organen führt. Dies ist der Beginn von chronischen Systemerkrankungen.
Jedes Symptom sollte deshalb in einem Gesamtkonzept betrachtet und interpretiert werden.
Ursachen für oxidativen und nitrosativen Stress
Es ist alles eine Frage des Gleichgewichts! Abgesehen von natürlichen körperlichen Prozessen wird die Bildung von Sauerstoffradikale (OH) und Stickstoffmonoxid (NO) durch zahlreiche Faktoren stimuliert: einerseits durch Mangel an Mikronährstoffen, andererseits durch viele Umweltfaktoren unserer modernen Lebensweise:
- Umweltgifte: Pestizide, Herbizide, Fungizide, verschiedene Lösungsmittel, Gewerbegifte, Nanopartikel, etc.
- Schwermetalle (Aluminium, Amalgam, etc.)
- Chronischer (mentaler und emotioneller) Stress
- Exzessive körperliche Belastung (Spitzensport)
- Vitaminarme Ernährung
- Vegetarische Ernährung
- Nitratreiche Nahrungsmittel (Grünes Blattgemüse, Wurstwaren, Konservendosen, Grillieren, etc.)
- Entzündungen, Infektionen, Impfungen
- Sauerstoffmangel
- Rauchen, Alkohol, Rauschgifte
- Zahlreiche Medikamente (die Liste ist lang)
- Elektromagnetische Strahlung (WiFi, 4G, 5G, LED, etc.)
- Medizinische Bestrahlung
- Genetische Faktoren und Älterwerden
Die konstante Strahlenbelastung durch elektromagnetische Wellen ist nicht zu unterschätzen, weil sie gewisse Entgiftungsprozesse hemmen und auch die Entwicklung von bösartigen Krankheiten begünstigen können. Auch die chronische Schadstoffbelastung durch die zahlreichen Umweltgifte ist auf Dauer verheerend. Diesen beiden Faktoren sind wir alle zwangsläufig ausgesetzt. In Kombination mit unausgewogener Ernährung, chronischem Stress und Mangel an Vitalstoffen gerät der Stoffwechsel leicht in ein Ungleichgewicht.
Allgemein sollte deshalb der Prävention Vorrang gegeben werden. Die Prävention ist ein aktiver Prozess, dessen Ziel die Erhaltung der Gesundheit ist.
Bei Beschwerden sollte das Ziel der Therapie die Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts sein; die wichtigsten Themen der Therapie sind: Mikronährstofftherapie, Stressmanagement, Ernährungsumstellung und Schadstoffreduktion. Ohne genügend Vitalstoffe kann der Körper die nötigen Entgiftungsprozesse nicht durchführen.